Akteure und Wiederaufbaugeschichte

Die Idee des Wiederaufbaus brachte eine Gruppe ehemaliger Fallschirmjäger rund um Max Klaar, dem Bundesvorsitzenden des Verbands deutscher Soldaten, in Potsdam an die Öffentlichkeit. Schon 1984 wurde das Glockenspiel der Garnisonkirche in Iserlohn nachgebaut und Anfang der 90er Jahre unter großem Protest in Potsdam aufgestellt. Die evangelische Kirche konnte sich lange Zeit nicht mit dem Wiederaufbauprojekt anfreunden, da die Betreiber des Wiederaufbaues klare geschichtsrevisionistische Züge trugen. Die Stadtverordnetenversammlung dagegen war dem Wiederaufbau aufgeschlossen, so wurde schon 1990 ein Beschluss gefällt, in dem der Wiederaufbau begrüßt wurde. Gleichzeitig gab es schon 1990 die Forderung nach einem Bürgerentscheid. In den darauffolgenden Jahren gab es immer wieder Protestaktionen gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche.

Anfang 2000 öffnete sich die evangelische Kirche für den Wiederaufbau. Besonders der heutige theologische Vorstand der Garnisonkirchenstiftung Martin Vogel und der ehemalige Bischof Wolfgang Huber hatten Anteil daran, dass relevante Teile der evangelischen Kirche sich nun ein Projekt zu eigen machten, was sie für lange Zeit aus nachvollziehbaren Gründen nicht für unterstützenswert hielten. Unter dem Eindruck der Hartnäckigkeit und des anfänglichen Spendenerfolgs des rechtsgesinnten Max Klaar und der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. hatte die evangelische Kirche die Sorge, dass ohne ihren Einfluss eine Kirche gebaut werden könnte. Das war wohl der Anstoß für die evangelische Kirche, bei dem so umstrittenen Projekt einzusteigen und seitdem krampfhaft zu versuchen, der Garnisonkirche eine andere positivere Bedeutung aufzudrücken.

Zum besseren Verständnis hier eine Liste wichtiger Personen und Institutionen:

Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. (TPG)

Stiftung Garnisonkirche Potsdam

Kuratorium der Stiftung

  • hat im Juni 2009 die Arbeit aufgenommen
  • (ehemalige) Kuratoren: Matthias Platzeck, Jörg Schönbohm und Wolfgang Huber, Manfred Stolpe und Richard von Weizsäcker, Manfred Gentz
  • Vorsitzender: Wolfgang Huber, ehemaliger Bischof der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
  • Altersgrenze des Kuratoriums wurde vor kurzem angehoben

Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • soll die Stiftung GK bei der Vermittlung des Anliegens und der Einwerbung von Spendengeldern für den Wiederaufbau unterstützen und betreibt die Ausstellung in der Kapelle in der Breiten Straße
  • wendete sich 2004 mit dem “Ruf aus Potsdam” an die Öffentlichkeit (dies auf Initiative des Industrieclubs Potsdam)
  • neuer Vorsitzender seit Mitte 2015: Jurist Matthias Dombert

Gramlich, Horst

  • Potsdamer Oberbürgermeister von 1990 bis 1998
  • bekam das Glockenspiel im August 1990 amtlich überreicht, bat die TPG um Fortsetzung der Sammlung für den Wiederaufbau
  • versprach 1990 „Turmbaugenehmigung bei Nachweis von gesammelten 20 Mio. DM“

Heilig-Kreuz-Gemeinde

  • nach der 1949 erfolgten Umbenennung der Garnisonkirche in Heilig-Kreuz-Kirche zog die Heilig-Kreuz-Gemeinde in eine im Turm hergerichtete Kapelle ein
  • nach der Sprengung der Garnisonkirche wurde das Gemeindehaus in der Kiezstraße bezogen
  • verfügt über 1,5 Millionen Euro aus der nach der Vereinigung gut angelegten Abfindungssumme, die die DDR-Behörden für die Sprengung der Garnisonkirche bezahlt hatten
  • ehemaliger und letzter Pfarrer in der Garnisonkirchenturmruine Uwe Dittmer, der damals gegen den Abriss protestierte, ist nun entschiedener Gegner des Wiederaufbaus