Es gibt bisher keine gesamt umfassende Befragung zum Thema Garnisonkirche. Ein von uns gewollter Bürgerentscheid, bei dem die Potsdamer Bürger*innen hätten für oder gegen die Garnisonkirche abstimmen können, wurde im Jahr 2014 trickreich verhindert. Daher bleiben uns bisherige Abstimmungen:
Die offiziellen und amtlich überprüfbaren Abstimmungen zeigen ein deutliches Bild gegen den Wiederaufbau:
- Bürgerhaushalt 2012: Platz 6 „Kein Stadtgeld für die Garnisonkirche“, Beteiligung von ca. 8.800 Potsdamerinnen, Stadtverordnetenversammlung (Stavo) übernahm diese Forderung. Kein Gegenvorschlag aus Bürger*innenschaft, die Garnisonkirche zu unterstützen.
- Bürgerhaushalt 2013/2014: Platz 1 „Kein städtisches Geld für Errichtung und Unterhalt der Garnisonkirche“, Beteiligung von mehr als 8.000 Potsdamer*innen. Annahme durch Stavo. Kein Gegenvorschlag aus Bürger*innenschaft, die Garnisonkirche zu unterstützen.
- Bürgerbegehren 2014: 16.000 Unterzeichner*innen (davon 14.285 gültige Stimmen durch Potsdamer Bürger*innen, überprüft durch Wahlamt) innerhalb von 3 1/2 Monaten Unterschriftensammlung auf der Straße gegen die Garnisonkirche. Frage lautete „Sind Sie dafür, dass die Stadt Potsdam alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten nutzt, um auf die Auflösung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam hinzuwirken?“ Oberbürgermeister Jann Jakobs stellte zum Bürgerbegehren einen Übernahmeantrag, um Bürgerentscheid zu verhindern. Der Antrag wurde durch Stavo angenommen. Seitdem ist die Stadt Potsdam verpflichtet, die Garnisonkirchenstiftung aufzulösen.
- Bürgerhaushalt 2015/2016: Platz 1 „Kein Stadtgeld für Stadtkanal und Garnisonkirche“, Beteiligung von mehr als 10.000 Potsdamer*innen. Annahme durch Stavo. Interessant: Vorschlag aus Bürger*innenschaft, die Garnisonkirche zu unterstützen, kommt noch nicht mal in die Vorauswahl.
- Bürgerhaushalt 2017: Platz 2 „Keine städtischen Mittel für den Aufbau der Garnisonkirche“ (11.716 Stimmpunkte), Beteiligung von 14.690 Potsdamer*innen. Annahme durch Stavo. Interessant: Forderung „Neugestaltung der Potsdamer Mitte umsetzen: Historischer Stadtgrundriss“ erreicht nur 6.090 Stimmpunkte.
- Bürgerhaushalt 2018: Platz 1 „Kein städtisches Geld für den Wiederaufbau der Garnisonkirche“ (15.123 Stimmpunkte), Beteiligung von mehr als 14.000 Potsdamer*innen. Interessant: Forderung „Wiederaufbau Potsdams historischer Mitte vorantreiben“ erreicht nur 3.791 Stimmpunkte.
Die Garnisonkirchenbefürworter*innen beziehen sich dagegen auf folgende Abstimmungen, die keine offiziellen Kriterien der Überprüfung erfüllen können:
- Seit September 2014 werden hauptsächlich Online-Stimmen für die Potsdamer Garnisonkirche gesammelt. Innerhalb von 2 1/2 Jahren konnten bisher ca. 23.000 Stimmen gezählt werden. Weniger als 5.000 Unterzeichner*innen, also nur etwas mehr als einen Drittel der Anzahl beim Bürgerbegehren gegen die Garnisonkirche, gaben Potsdam als Wohnort an. Die Abstimmung ist nicht überprüfbar. Ist diese Unterstützung viel eher von nationaler als von Potsdamer Bedeutung? Weder noch: Die Pro-Garnisonkirche-Online-Abstimmung hat innerhalb von 2 1/2 Jahren halb so viele Stimmen erreicht wie eine mehrmonatige Online-Abstimmung für den Erhalt eines Baumhauses (50.949 Unterstützer/innen) und etwa so viele wie eine mehrmonatige Online-Abstimmung für den Erhalt des Buchladens am Neuen Palais in Potsdam (20.771 Unterstützer/innen).
- Im Juli 2016 wurden 1158 Leser*innen aus Potsdam durch die Lokalzeitung Potsdamer Neuesten Nachrichten über ihre Sonntagsausgabe „Potsdam am Sonntag“ (Käseblatt mit überwiegend Werbung) befragt. Umfrageergebnis: 42,3 % stimmten für „Es soll nur der Garnisonkirchenturm original getreu wieder aufgebaut werden, nicht das Kirchenschiff“; 34,2 % stimmten für den Wiederaufbau der Gesamtkirche. Die Umfrage kann weder unabhängig überprüft werden, noch als Umfrage gelten, die übliche Kriterien zur Erfüllung der Repräsentativität erfüllt. Auf letzteren Umstand weist selbst die PNN hin. Die Leser*innen von einem Sonntagskäseblatt der PNN bilden sicherlich nicht den Querschnitt der Potsdamer Gesellschaft ab.